Sie sei hübsch - mit dem allseits bekannten Computerbild
habe sie allerdings nur "entfernte Ähnlichkeit",
sagt ORF-Journalist Christoph Feurstein über Natascha
Kampusch, deren heiß ersehntes Interview am Mittwochabend
im ORF ausgestrahlt wird. "Rhetorisch war sie einwandfrei.
Da könnte sich so mancher Journalist was abschauen",
zeigte sich der 34-Jährige am Dienstagabend begeistert
von der berühmten 18-Jährigen. Kampuschs Gesicht
werde im TV-Interview nicht technisch verfremdet oder verdeckt,
hatte Feurstein zuvor in der "ZiB 2" angekündigt:
"Man wird sie sehen".
Selbstbewusst und stabil
Natürlich könne niemand in sie hineinsehen, aber "auf mich hat sie einen stabilen und selbstbewussten Eindruck gemacht", meinte der ORF-Reporter. Das Gespräch zwischen dem berühmten Entführungsopfer und dem Vorarlberger dauerte insgesamt zwei Stunden, wobei man immer wieder Pausen eingelegt und Luft geschnappt hätte. Die Ausstrahlung des Interviews am Mittwochabend wird voraussichtlich auch mehr Sendezeit als die geplanten 20 Minuten in Anspruch nehmen.
Keine Tränen
"Natascha Kampusch hat vor dem Interview Papiertaschentücher verlangt, sollte sie während des Gesprächs in Tränen ausbrechen. Tatsächlich hat sie die Taschentücher allerdings nur gebraucht, weil sie verkühlt war. Geweint hat sie nicht", sagte Feurstein. Die 18-Jährige habe selbstständig und "aus dem Bauch heraus" erzählt. "Sie hat entschieden, worüber sie sprechen wollte. Es war nicht wie in einem Verhör sondern ein angenehmes Gespräch", berichtet Feurstein.
"Manchmal hab ich Gänsehaut bekommen"
Am bewegendsten für den Moderator, der aus seiner bisherigen Berufserfahrung im ORF den Umgang mit schicksalsgebeutelten Menschen gewohnt ist, waren die Berichte über den Tag der Entführung, die erste Begegnung der zehnjährigen Kampusch mit ihrem "Verlies" und die Stille, die sie dort umfangen hat. Manchmal hätte er eine Gänsehaut bekommen, gestand Feurstein.
Der 34-jährige Journalist wünscht Frau Kampusch
in jedem Fall, "dass der Medienhype nach diesen Interviews
ein Ende haben wird". Für die 18-Jährige
sei es wichtig, zu verstehen, dass dieser Rummel nicht "das
Leben" ist. Das ORF-Interview biete eine sehr gute
Möglichkeit, "Ruhe in die Sache zu bringen".
(APA)
Quelle: diepresse.com